Samstag, 11. September 2010

They will never forget...

Dass an einem Wochenende das wohl größte Shopping-Fest des Jahres und die Gedenkfeier der wohl größten Katastrophe der Stadt ist, wäre in Deutschland aus Pietätsgründen wahrscheinlich undenkbar. Hier scheint es nicht weiter zu stören, mir fällt es allerdings schwer da emotional "mitzukommen".

Mein Tag begann mit einem Frühstück mit Lokalfernsehen. NY1 zeigte die komplette Gedenkfeier live. Das amerikanische Fernsehen versteht es bekanntermaßen, bei solchen Übertragungen auf den Kopf zu zielen und das Herz zu treffen. So verlasen Angehörige die Namen aller Opfer, die den Anschlägen vor 9 Jahren zum Opfer gefallen sind. 45 Minuten keine Moderation, keine Pause, nur eine Liste von Namen, verlesen von bewegten bis aufgelösten Hinterbliebenen, untermalt von einem Pianisten, der Beethovens Mondscheinsonate spielte. Drum herum tausende Flaggen, Familien, Firefighter und zahllose Kinder und Jugendliche, bei denen man sich automatisch fragt, wie alt sie wohl gewesen sind, als sie Mama oder Papa verloren haben.

Ich bin später selbst noch einmal runter gefahren. Viele Flaggen hingen noch und die Polizeiabsperrungen waren noch da. Der Trubel war aber schon vorbei und es ist anscheindend extrem schnell wieder Normalität eingekehrt. Ob das in den Köpfen der Menschen auch so funktioniert? Kann man überhaupt richtig nach vorn schauen, wenn man einmal im Jahr so aufreibend und emotionlisiert an den persönlichen Verlust erinnert wird?

Mir zeigt es zumindest, dass diese Wunde in ganz New York längst nicht verheilt ist. Nichts wird so dramatisch thematisiert wie die Koranverbrennungen und die geplante Moschee im Financial District. 9 Jahre sind die Anschläge her und noch immer wird im Land der Religionsfreiheit von "uns" und "denen" gesprochen. Da passte Obamas Rede, die hervorhob, dass jeden Tag muslimische Amerikaner in Afghanistan kämpfen und dass das "wir" dort nie in Frage gestellt wird.